Wie eine sanfte Eingewöhnung abläuft

Wenn dein Kind wählen könnte, würde es sich wahrscheinlich noch nicht dazu entscheiden, sich außerhalb der Familie zum Spielen, Essen, Schlafen und Wickeln aufzuhalten. Das heißt nicht, dass ich Krippen und Kitas nicht befürworte - im Gegenteil! Aber es zeigt uns, wie wichtig eine sanfte und bedürfnisorientierte Eingewöhnung ist! 

Dein Kind entscheidet sich nicht selbst dazu, dass es jetzt in eine neue Umgebung eingewöhnt werden möchte. Auch für euch Eltern ist es vielleicht schmerzhaft, wenn der Abschnitt “Kita” beginnt. Aber im Gegensatz zum Kind habt ihr einen großen Vorteil: Ihr könnt euch gedanklich, innerlich bereits darauf vorbereiten, dass bald etwas Neues startet, für euer Kind jedoch kommt das relativ plötzlich und als Entscheidung der Eltern. Welche Voraussetzungen für eine sanfte Eingewöhnung ihr erfüllen könnt, kannst du hier nachlesen! 

Viele von uns Erwachsenen haben bereits positive Trennungserfahrungen gemacht und Trennungen bewältigt. Das heißt, wir können auf gute Erfahrungen zurückgreifen und blicken daher neuen Situationen vielleicht zuversichtlich entgegen. Auch das kann unser Kind nicht: Nicht nur, dass es nicht vorher weiß, dass es plötzlich woanders als zuhause sein soll, auch dass es sich von alleine nicht mit Hilfe seiner eigenen Gedanken und Vorerfahrungen darauf vorbereiten kann.

Liebevolle Eingewöhnung bedeutet Verantwortung

An dieser Stelle wird die Verantwortung für uns Erwachsene deutlich: Du als MaPa musst klar sein, indem, was Du möchtest und es ist auch deine Verantwortung, deinem Baby mit Zuversicht und guter Vorbereitungen einen guten Start zu ermöglichen.

Die Eingewöhnung in eine Krippe ist meistens die erste Trennungserfahrung, die junge Familien machen. In vielen Großstädten, wo junge Familien leben, haben zum Beispiel auch häufig noch nicht mal die Großeltern, also der engere Familienkreis, das Baby getrennt von den Eltern betreut. Daher ist es besonders wichtig, dass allen Beteiligten genügend Zeit für diesen sensiblen Prozess einplanen.

Wie ihr aus meinen anderen Beiträgen zu Bindung vielleicht wisst, sind Kinder in der Lage, zu mehr als nur zu einer Person eine tragfähige Beziehung aufzubauen. Auch meine Kollegin Sina schreibt hier zum Beispiel, wie Bindung eigentlich entsteht. Wichtig sind hierbei die drei Schlagworte Verlässlichkeit, Verfügbarkeit und Vertrautheit: Es zählt nicht nur die Quantität, sondern vor allem die Qualität der gemeinsam verbrachten Zeit, sowohl in der Familie als auch in der außerfamiliären Betreuung. Woran du eine “gute Kita” erkennst, kannst du in diesem Beitrag nachlesen.

Besonders, wenn dein Baby vor dem ersten Lebensjahr außerhalb der Kernfamilie betreut wird, ist es wichtig, dass es eine tragfähige Beziehung zu seiner neuen Bezugsperson aufgebaut hat.

Wie läuft eine Eingewöhnung ab?

Eine sensible, feinfühlige Eingewöhnung dauert meist mehrere Wochen. In dieser Zeit lernen Du und dein Kind die ErzieherIn kennen, die dein Kind begleiten wird. Von Vorteil ist, wenn ihr bereits vor der Eingewöhnung z.B. in Form von Schnuppern in der Einrichtung oder durch Einführungsgespräche die Gelegenheit hattet, euch kennenzulernen. So kannst Du schon vorher deinem Kind immer wieder erzählen, dass ihr bald in die Kita zu xyz geht.

Eine gute Eingewöhnung kennzeichnet, dass Du als Elternteil gehört und gesehen wirst mit deinen Gedanken zum neuen Lebensabschnitt, mit deinen Gefühlen und Sorgen. Denn die erste Trennung ist nicht nur für euer Baby schmerzhaft, sondern oft auch für euch Eltern. Es bedarf großem Vertrauen, sein Kind, sein Liebstes plötzlich in (noch) fast fremde Hände zu geben.

In der ersten Woche sollte es nur darum gehen, dass ihr drei euch kennenlernt. Die Erzieherin hat die Aufgabe, Dich mit Fragen zu löchern: Was spielt dein Baby gerne? Wie beruhigt es sich am besten? Was mag es gerne? Was findet es total blöd? Habt ihr gemeinsame Rituale? Welche Besonderheiten sollten wir auf jeden Fall wissen?

Nach grob anderthalb Wochen kann die Fachkraft abwägen, ob bereits eine erste kurze Trennung versucht werden könnte. Das geschieht im besten Fall im Austausch mit Dir. Es hängt davon ab, wie die ersten Tage verlaufen sind, wie die Nacht vorher war und welches Gefühl Du dabei hast. 

Der erste Abschied stellt die Weichen!

Die erste Trennung soll bewusst verlaufen: Das Kind wird verbal darauf vorbereitet und deutlich „übergeben“. Es folgt ein deutlicher Abschied, damit euer Baby realisiert, dass MaPa nun den Raum verlässt. Vielleicht weint euer Baby dabei. Dann ist es wichtig zu testen, ob die Erzieherin euer Baby bereits gut trösten kann. Es sollte sich schnell beruhigen lassen, das ist ein Zeichen dafür, dass euer Kind der Erzieherin vertraut und die Beziehung auf einem guten Fundament aufgebaut wird. Sollte sich euer Kleinkind nicht beruhigen, ist es ein Zeichen von Qualität, wenn die Erzieherin den Trennungsversuch abbricht und euch zügig zurückholt. Dann geht ihr gemeinsam einen Schritt zurück und legt den Fokus nochmal auf den Beziehungsaufbau. Ein Rückschritt ist keine Niederlage oder Scheitern der Eingewöhnung, sondern nimmt Rücksicht auf die Individualität des Kindes!!!

Es ist immens wichtig, dass die Gefühle eures Kindes immer ernst genommen werden!

Nach und nach wird der Zeitraum der Trennung erweitert, je nachdem wie es Dir und deinem Baby oder Kleinkind dabei geht. Ihr solltet dazu immer im Austausch mit der Erzieherin sein.

Von Woche zu Woche werden Schlüsselsituationen wie Essen, Schlafen und Wickeln ergänzt, denn eine Eingewöhnung kann nur als gelungen bezeichnet werden, wenn auch diese sensiblen Situationen erfolgreich sind. Ein Kind kann sich nur in den Schlaf fallen lassen, wenn es sich sicher und geborgen fühlt.

Was die Voraussetzungen für eine gelungene Eingewöhnung sind und woran du erkennst, ob die Eingewöhnung abgeschlossen ist, habe ich dir hier beschrieben.

Jede Kita hat ein anderes Eingewöhnungsmodell

Jede Einrichtung hat ein anderes Eingewöhnungsmodell. Manche Kitas arbeiten mit starren Modellen, die an bestimmten Tagen den nächsten Schritt vorgeben (zum Beispiel das Berliner oder Münchener Modell). Ich bevorzuge es, wenn individuell entschieden wird, wann die erste Trennung erfolgt. Ich habe daher bewusst keine Angaben zu Zeiten oder Anzahl von Tagen gemacht, da ich das erstens nicht für sinnvoll halte, sich strikt nach Vorgaben zu richten (z.B. „an Tag 8 erfolgt der 1.Abschied) und zweitens weil jede Einrichtung anders vorgeht.

Eine gute Eingewöhnung läuft stark individuell ab. Sie findet immer in intensivem Austausch mit den Eltern statt. Dass ihr euch in der Einrichtung wohl fühlt, ist von großer Bedeutung. Nur wenn ihr ein gutes Gefühl habt, kann auch euer Baby sicher sein: „Ah, hier ist ein sicherer Ort. MaPa lächelt entspannt, wenn ich hier spiele. Hier kann ich bleiben“.

Wenn Du Schwierigkeiten mit dem Gedanken an die Eingewöhnung habt, dann überlegt, ob eure PartnerIn diese übernehmen kann.

Eingewöhnungen sind ein unheimlich komplexes Thema. Ich hoffe, ich konnte Dir mit diesem Blogbeitrag einen groben Abriss darüber geben, worauf es bei einer guten Eingewöhnung ankommt.

Wie geht es Dir mit dem Gedanken an eure Eingewöhnung?