Als Eltern eines Kleinkindes kommt man ziemlich oft an seine Grenzen. Wutanfälle und Gefühlsstürme, Zusammenbrüche sind in einem gewissen Alter einfach an der Tagesordnung. Viele Eltern geraten dann in eine doofe Schimpf- und Straftirade, die sie eigentlich gar nicht wollten. Manchmal ist es die eigene Erschöpfung, die Hilflosigkeit, die eigene Wut aus schmerzhaften Kindheitserfahrungen oder die Belastungen der individuellen Lebenssituation.
So geht es vielen Eltern und auch Fachkräften
Ich kenne das auch. Ich weiß noch, wie ich vor ein paar Jahren mal als Teilnehmerin in einer Gruppen-Supervision mit Video-Interaktionsberatung saß.
Wir haben uns ein Video angeschaut, in dem eine andere Teilnehmerin ihren kleinen Patienten (sie war Physiotherapeutin) bei einem Wutanfall in der Kita begleitet hat. Im Video zu sehen war die Not, die Hilflosigkeit der Fachkraft und des Kindes. Die beiden waren verstrickt in Wut und starken Emotionen, in Schimpfen und “Wenn-Dann”-Formulierungen. Auch Fachkräften geht es manchmal nicht anders.
Es ging um die Frage, wie sie sich alternativ verhalten wollte.
Die Dozentin stellte irgendwann die entscheidende Frage:
“Willst Du denn seinen Willen brechen?”
Nein! Natürlich wollte sie das nicht! Eigentlich möchte das doch keiner von uns.
Doch in dieser Dynamik eines Wutanfalls ist man manchmal gefangen in seiner eigenen Hilflosigkeit. Man will einfach, dass es friedlich ist, dass das Kind aufhört zu schreien und dass man in Ruhe gemeinsam den schönen Ausflug o.ä. genießen kann.
Und dann kommen die Strafen, das gegenseitige Anschreien und die Wenn-Dann-Sätze.
Durch das Video und die gezielte Frage der Dozentin haben wir alle verstanden, dass es eigentlich um was anderes geht: Die Not des Kindes zu sehen und dass das Kind gerade nicht anders kann. Dass es uns als Erwachsene braucht, um da gut durchzukommen.
Doch auch wir Erwachsene brauchen manchmal Unterstützung, um Kinder liebevoll begleiten zu können. In uns ist sehr tief verankert, dass das Kind hier seinen Willen durchsetzen will und bezwungen werden muss.
Der Tyrann existiert nur in unserem Kopf
Doch der kleine Tyrann, den wir da angeblich vor uns sehen, der existiert nur in unserem Kopf und in unserem “Bauchgefühl”. Manchmal unterstellen wir Kindern ungerechte Absichten: Unser Bauchgefühl sagt uns, dass das Kind uns extra triezt und provoziert. Dieses trügerische Bauchgefühl setzt sich zusammen aus implizitem Wissen und eigenen und übertragenen Erfahrungen. Beides bringen wir mit aus dem Umgang mit Kindern von Generationen über Generationen von Menschen.
Das Grundwissen über den Umgang mit Kindern und Babys haben wir zum Beispiel damit erworben, indem mit uns selbst als Kind „umgegangen“ wurde. Auch wenn wir uns nicht immer bildlich erinnern, haben wir ein körperliches Gedächtnis, dass sich erinnert, wie Kinder erzogen werden. Unser Bauchgefühl ist also unbewusstes Wissen, das sich bemerkbar macht, wenn wir selbst ein Kind versorgen möchten.
Folge nicht diesen alten Glaubenssätzen
Das Bild vom Kind als unbändiger Tyrann, der uns mit freiem Willen beherrschen will, ist aus unserem kollektiven gesellschaftlichen Gedächtnis heraus entstanden und zu Glaubenssätzen geworden. Vielleicht erinnerst Du dich an meinen Artikel über Glaubenssätze und wie mächtig sie wirken können. Lies hier nochmal nach!
„Es ist ganz natürlich, dass die Seele ihren Willen haben will, […]. Diese ersten zwei Jahre haben unter anderem auch den Vorteil, dass man da Gewalt und Zwang gebrauchen kann. Die Kinder vergessen mit den Jahren alles, was ihnen in der ersten Kindheit begegnet ist.“
Johann Georg Sulzner, 1748
Dieses Zitat zeigt nochmal den Grundgedanken schwarzer Pädagogik auf: Den Kindern muss mit Rute und Anschreien der Eigensinn vertrieben werden.
Und dieser Grundgedanke ist - wenn auch abgeschwächt - bei vielen Erwachsenen immer noch verankert. Unsere Urgroßeltern, Großeltern und Eltern wurden als Kind aus diesem Blickwinkel heraus betrachtet, und diese Sicht fühlt sich irgendwie vertraut an.
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Halte inne und schaue wie es deinem Kind wirklich in dem Moment geht
Wenn Du also in die Situation gerätst, dein Kind anzuschreien und zu fühlen, dass du deinem Kind irgendwie eine Absicht unterstellst: Mach Dir keine Vorwürfe!
Es ist wichtig, dass Du beginnst, dieses Denkmuster wahrzunehmen. Nur so kommst du aus den Drohungen und “Wenn-Dann”-Mustern langfristig raus.
Wenn Du das nächste Mal bei Dir spürst, dass dein Kind etwas anderes im Sinn hat als Du und du wütend wirst. Horche in dich hinein. Was sagt die innere Stimme? Will dein Kind Dir auf der Nase herumtanzen? Macht er das extra? Will sie nur rumbocken?
Halte inne. Warte kurz ab und beobachte, was dein Kind tut. Vertraue mal darauf, dass es eigentlich nichts Böses im Sinn hat.
Lass dich auf dieses Experiment ein und lass dich mal überraschen.
Wenn auch Du dich auf den Weg machen möchtest, um Kinder liebevoll in starken Wutanfällen zu begleiten, ohne Drohungen, Strafen und unlogische Konsequenzen, dann melde dich zu meinem Live Webinar am 15. März 2021 um 20 Uhr an! Hier erfährst Du "Wie ständige Wutanfälle ein Ende haben"
Ich freue mich auf dich!
Deine Annika