Juli 19, 2021

Wie du dein Kind optimal auf ein Geschwisterchen vorbereitest

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Herzlichen Glückwunsch!!! Eure Nummer 2 (oder 3 oder 4?) ist unterwegs! Das ist toll! Ihr habt euch dazu entschieden, eure Familie zu vergrößern und wünscht euch ein Geschwisterchen für euer großes Kind. Doch nach der ersten Freude über das Geschwisterchen kommen sicherlich auch Gedanken des Zweifelns auf.

Wie geht es dem großen Geschwisterchen dabei? Wie wird er:sie es verkraften? Wie können wir sie:ihn darauf gut vorbereiten?

In diesem Podcast möchte ich Dir Tipps für die Zeit rund um die Geburt eines Geschwisterchens mitgeben. Ich möchte Dir aufzeigen, wie sich die Rollen auch für Deine Kinder verändern, welche Konflikte entstehen können und wie Du die Bindung zwischen den Geschwisterchen aktiv förderst.

Das erfährst du in diesem Podcast:

  • Wie fühlt sich das ältere Kind, wenn ein neues Familienmitglied dazustößt
  • Hintergründe zur Geschwisterkrise und „Enthronung“ des/der Erstgeborenen
  • Mögliche Gefühle und Verhaltensweisen des/ der Erstgeborenen nach Geburt des Geschwisterchens
  • Wie könnt ihr als Eltern euer Kind auf die Geburt eines Geschwisterchens vorbereiten
  • Tipps zur Vorbereitung vor der Geburt

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Inhalt:

Wie geht es dem großen Kind?

Mir ist wichtig, dass du verstehst, wie es dem älteren Kind eigentlich dabei geht, wenn ein neues Familienmitglied dazustößt. Die elterliche Vorstellung, wenn das größere Kind eine*n Spielpartner*in hat, ist einfach total schön. Die beiden können sich stundenlang zusammen beschäftigen, was bauen, Rollenspiele spielen. Kuscheln, aufeinander aufpassen, gemeinsam Abenteuer erleben, doch auch Konflikte ausstehen und bewältigen lernen.

Nicht automatisch ist die Freude beim älteren Kind genauso groß wie bei den Eltern. Oder das Kind freut sich zunächst, wird dann jedoch von ambivalenten Gefühlen eingenommen: Wird MaPa mich dann auch noch lieb haben? Muss ich dann weg? Bin ich noch genauso wertvoll wie vorher? Wie wird das werden, wenn hier noch eine:r wohnt?

Wir dürfen nicht unterschätzen, dass die Geburt eines Geschwisterkindes die erste große Lebenskrise für das ältere Kind sein kann! Es kann diese bewältigen und die Bewältigung wird sich in den meisten Fällen positiv auf euer älteres Kind auswirken, aber es benötigt eure Begleitung und Unterstützung dabei.

Das Geschwisterchen ist echte Konkurrenz 

Evolutionär betrachtet ist es nämlich so: Das ältere Geschwisterkind bekommt Konkurrenz. Es hat quasi Liebeskummer! Es muss MaPa plötzlich teilen und hat sich das selbst nicht so ausgesucht. Woher soll es wissen, dass es immer noch genauso geliebt wird?

Die Entscheidung, ein weiteres Kind zu bekommen, trefft ihr als Eltern. Das ist richtig und natürlich so und doch wahrscheinlich nicht unbedingt das, was sich das Erstgeborene sehnlichst wünschen würde. Natürlich gibt es sie, die Kinder, die sich nichts schöneres vorstellen können, als ein Geschwisterchen zu bekommen. Doch häufig treten Konflikte auf, auch wenn das Geschwisterchen freudig erwartet wurde.

Das ältere Kind ist wütend, verletzt und traurig, auch wenn es das im ersten Moment vielleicht nicht zeigen kann oder wenn diese Gefühle durch Reaktionen wie Provokation und Aggression oder stillem Leiden offenbar werden.

Besondere Vorsicht ist geboten bei still leidenden Kindern, die die Geburt des Geschwisterchens vermeintlich angenehm unkompliziert wegstecken. Ihr solltet euer Kind gut beobachten! Häufig leiden diese Kinder mehr, als die Kinder, die das mit stark externalisierten, also nach außen sichtbaren Verhalten zeigen! Sie reißen sich zusammen und leiden in Stille, um die Liebe ihrer Eltern nicht noch mehr aufs Spiel zu setzen. Sichtbar wird solches Verhalten z.B. durch in sich zurückgezogenen oder in sich gekehrt sein, ggf. extremes Haare zwirbeln, Nägel kauen oder ähnliches. Beobachte Dein Kind gut und hole Dir ggf. professionelle Hilfe, wenn Du Dir Sorgen machst.

Achtung: Vorbereitung verhindert nicht automatisch starke Gefühle

Auch mit optimaler Vorbereitung können Geschwisterkrisen auftreten und sind auch völlig normal. Eifersucht, Neid, Konkurrenzen, Aggressionen gegenüber dem jeweils anderen Geschwisterchen sind nur einige der Probleme, die entstehen können. Man nennt das auch die “Entthronung”, die nachgeburtliche Geschwisterkrise.

Die Kinder -Psychologin Jirina Prekop beschreibt in ihrem Buch sehr anschaulich, wie stark die Wut der Kinder sein kann:

 [...], weil es so verzweifelt ist und seinen Schmerz nicht anders ausdrücken kann, als sich aufzubäumen und sich abzuwenden, als möchte es dadurch sagen: "Du hast mich verraten, du bist mir untreu, [...]". Das Kind kann sich erst dann wieder ankuscheln, wenn es die Mutter auf ihre vorbehaltslose Liebe getestet hat. "Liebst du mich, wenn ich genauso wie das kleine Baby schreie? Liebst du mich auch, wenn ich nicht still bin?" Solche Konfrontationen können lange dauern. Und der abgründige Schmerz des Kindes zerrt an der eigenen Seele. Warum fällt es vielen Müttern so schwer, diese Konfrontation auszuhalten? Fehlt ihnen die Hoffnung, dass sich der Schmerz in Liebe verwandelt? [Prekop, J., 2002: 108].

Trotzdem ist eine gute Vorbereitung natürlich hilfreich und sinnvoll, um diese starken Trauer-Gefühle des älteren Kindes aufzufangen.

Wie kannst du dein Kind dennoch auf das Geschwisterchen vorbereiten?

Starke Gefühle treten nicht erst mit der Geburt des Kindes auf, sondern auch schon davor. Denn auch dein Kind versucht sich an die neue, kommende Situation anzupassen - und für das Kind ist es nochmal schwieriger, denn es weiß überhaupt nicht, was sie:ihn erwartet!

Tipp 1: Lest gemeinsam Bücher zum Thema

Besorge Bücher zum Thema Geschwisterkinder oder auch wie Babys wachsen (schließlich verändert sich auch dein Körper und du kannst nicht alles so tun und spielen wie vorher!) und lest darin. Lass’ dein Kind die Fragen stellen, redet unbefangen darüber und lest es mehrfach. Biete es immer wieder an.

Tipp 2: Lass' dich ein auf Rollenspiele

Vielleicht hast du ja auch Lust, mit deinem Kind ins Rollenspiel zu gehen. Ein Baby zu versorgen oder das ältere Kind darf wieder klein sein, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt!

Tipp 3: Immer wiederkehrende Gespräche

Sprecht über Familien im Umfeld, die mehrere Kinder haben. Sprecht über die Eltern in der Kita, die ein weiteres Kind bekommen haben. Sprecht über alles Mögliche rund um das Thema Familienzuwachs.

Tipp 4: Achte auf feine Signale deines Kindes

Wie tut es seinen Gefühlen, Sorgen und Ängsten kund? Was steckt dahinter? Meist produzieren Kinder Aufmerksamkeit durch destruktive Verhaltensweisen - einfach, weil es ihnen gerade nicht anders gelingt. Wir müssen das entschlüsseln wie Detektive und nicht bestrafen.

Tipp 5: Halte die Wut deines Kindes aus und biete Resonanz

Was meine ich damit? Wenn dein älteres Kind tobt, wütet und weint, dabei vielleicht auch haut, dann hilf deinem Kind, durch diesen Gefühlssturm durchzusegeln. Brich nicht den Kontakt ab, denn die Message, die das Kind dann erhält ist: “MaPa liebt mich nicht, wenn ich mich schlecht fühle, sondern nur, wenn ich angepasst und brav bin”. Wie du die Wut deines Kindes gut begleiten kannst, liest du hier.

Tipp 6: Schenke Deinem Kind Deine echte Aufmerksamkeit

Ihr braucht keine besonderen Events wie Zoo, Kino, etc. veranstalten. Für Dein älteres Kind ist es wichtig, dass Du immer wieder im Alltag wirklich für es da bist. Beobachte mal selbst, wie oft Du es (vermeintlich minimal) zurückweist (“Ich kann gerade nicht, Dein Bruder braucht gerade…”, “Gleich mache ich das”, “Das kannst Du doch bestimmt schon…”). Schenke Deinem Kind echte Aufmerksamkeit in Form von gemeinsam spielen, vorlesen, gemeinsam in der Küche was zubereiten etc. das Baby kann bei dem anderen Elternteil oder im Tuch z.B. dabei sein.

Tipp 7: Regressionen zulassen und Nachholbedürfnisse befriedigen

Daumen nuckeln, obwohl es das noch nie / schon länger nicht mehr getan hat, gewickelt werden wollen, wieder einnässen, kurz: wie ein Baby umsorgt werden wollen: Das alles lässt sich unter regressivem Verhalten zusammenfassen und ist völlig normal bei Geburt eines Geschwisterchens. Du solltest diese Nachholbedürfnisse wertfrei befriedigen! Es ist nicht hilfreich, wenn Du deinem Kind sagst: “Du bist schon groß, Du brauchst das nicht”. Dein Kind ist in diesem Moment so kompetent, dir zu zeigen, dass es GENAU das jetzt braucht.

Tipp 8: Das ältere Kind einbinden

Kinder wollen gebraucht werden und am Alltag mitwirken. Mit echten Aktivitäten und echter Einbindung. Wobei kann dir das ältere Kind wirklich helfen und Dich unterstützen? Kann es z.B. aussuchen, welchen Body das Baby anziehen soll oder welches Kuscheltier das Baby zum Trost braucht? Beim Wickeln helfen, indem es eine Windel bringt oder auch mit einem Feuchttuch nachwischt?

Tipp 9: Unterstützung im Umfeld suchen

Wer kann euch in der Zeit nach der Geburt unterstützen? Kann jemand vorbeikommen, um nach dem Baby zu sehen, während Du dich mal für 30 Minuten mit dem älteren Kind beschäftigst? Gibt es Großeltern oder Freunde in der Nähe? Falls Du niemanden hast, gibt es in den meisten Städten sogenannte “Wellcome”-Standorte, die dir für die erste Zeit nach der Geburt (auch schon beim ersten Kind) eine ehrenamtlich tätige Person zur Seite stellen.

Mit diesen Tipps seid ihr hoffentlich gut gewappnet für die große Veränderung, die eure Familie erwartet.

Wenn du weitere Gedanken oder Fragen hast, schreibe mir gerne eine Nachricht!

Deine Annika

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Hi, ich bin Annika, Expertin für frühkindliche Entwicklung und Spezialistin für die Beratung von Familien. Ich zeige dir, wie du dein Kind friedlich und bedürfnisorientiert durch die Autonomieentwicklung ("Trotzphase") begleitest.

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