Kinder zeigen uns mit ihrem Verhalten genau auf, wo sie sich gerade in ihrer Entwicklung befinden. Und manchmal kommt es vor, dass uns dieses Verhalten ziemlich verzweifelt und wir Erwachsenen wollen einfach nur, dass diese Phase schnell vorbei ist. So ist es meist auch in der Zeit, in der Konflikte gelernt werden. Kennst du auch das Problem, dass dein Kleinkind immer wieder in Konflikten feststeckt? Und diese leider nicht immer friedlich enden?!
Im Gegenteil. Da wird gehauen, geschubst, gekratzt, gebissen und das mit einer Intensität, dass uns manchmal die Spucke wegbleibt und der Atem stockt.
Was kannst du tun, um dein Kind in Konflikten zu unterstützen?
Eingreifen? Machen lassen, damit sie es lernen? Aber wenn sich Kinder gegenseitig wie kleine Raubtiere malträtieren ist doch auch keine Lösung, oder? Du denkst jetzt vielleicht "Ich muss da ja zwischen gehen, ich kann die ja nicht einfach machen lassen, das endet ja in einem Blutbad mit ausgerissenen Haarbüscheln!"
Da hast du natürlich völlig Recht (vielleicht nicht mit der Intensität 😉 ). Trotzdem sind viele von uns Erwachsenen manchmal hilflos:
Wie können Konflikte so begleitet werden, dass sich die Kinder in der Autonomiephase auch gute Strategien zur Problemlösung aneignen?
Zunächst will ich dafür in diesem Blogbeitrag erstmal den Ursachen auf den Grund gehen. Ich beantworte die Frage, was eigentlich die Gründe dafür sein könnten, wenn Kinder hauen, kratzen beißen und wie bzw. wann so etwas wie “Teilen” oder “Miteinander um Spielzeug verhandeln” überhaupt möglich ist.
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5 mögliche Ursachen für Hauen, Kratzen, Beißen bei Kleinkindern
Ich möchte für Dich noch einmal etwas genauer darstellen, was die Gründe für Beißen, Kratzen und Hauen sein können, weil es Dir helfen kann, Situationen besser einzuschätzen und vielleicht auch Dinge zu ändern.
1. Entwicklungsbedingte Ursachen
Kleinkinder erforschen ihre eigene Selbstwirksamkeit und machen erste Erfahrungen mit Ursache und Wirkung ihrer Handlungen. Das heißt, ein Kind beißt und was passiert? Das andere Kind weint, es kommt jemand angelaufen, auf einmal ist ganz viel los! Das Kind kann sich noch nicht in das andere Kind hineinversetzen und sich vorstellen, dass es nun Schmerzen hat. Aber der Trubel ist quasi wie ein Activity Center beim Spielen. Man drückt einen bestimmten Knopf und es passiert auf einmal ganz viel.
Ein anderer Grund kann sein, dass Dein Kind sich verständlich machen will und schnell frustriert ist, da es ihm mit der Sprache noch nicht so gelingt. Stell Dir mal vor, Du möchtest gerne selbstständig werden, vieles alleine machen, doch keiner versteht Dich und es wird über dich hinweggegangen. Das macht hilflos und wütend! Hilflosigkeit und Überforderung sind ziemlich blöde Gefühle, die zu Reaktionen wie beißen, kratzen oder hauen führen können.
2. Körperliche Ursachen
Kleinkinder erkunden die Welt über ihren Mund. In dieser oralen Phase wird jeder Gegenstand in den Mund genommen. Ausprobieren, Untersuchen, Beißen, Knabbern, Lutschen sind normale Entwicklungsschritte in der oralen Phase. Auch dies kann ein Auslöser für Beißen sein. Manche Kinder beißen auch, weil sie starke Schmerzen oder unangenehme, sehr sensible Stellen in ihrem Mund haben, wenn Zähne durchbrechen. Der Mundbereich ist in diesem Alter extrem sensibel und wenn es dann noch wehtut und juckt, dann brauchen sie hier manchmal Stimulation. Wenn zu diesen Umständen noch äußere stressige Umgebungsfaktoren kommen, wird schnell zugebissen.
3. Umgebungsbedingte Ursachen
Solche Situationen findet man häufig in der Morgenrunde oder z.B. in engen Situationen auf dem Spielplatz: Ein Kind ist aus den genannten Gründen bereits unleidlich, weil der Kiefer schmerzt, dann sitzen alle eng beieinander, drängeln womöglich und zack - ist es bereits passiert.
Kleinkinder benötigen - besonders in stressigen Situationen - unsere Unterstützung, um sich selbst zu regulieren.
Stress kann zum Beispiel entstehen, wenn es in der Kita, wie oben beschrieben, zu viele Reize (zum Beispiel durch Lärm, zu viel Spielzeug) gibt und die Kinder zu wenig Erholungsphasen haben. Übermüdung, Hunger oder viele Kinder auf zu wenig Raum können ebenso zu Stress für Dein Kind führen. Manchmal sind die Räumlichkeiten in Krippen zu eng, zu voll (mit Möbeln und Materialien), laut und überhitzt. Das kann schnell zu Vulkanausbrüchen führen, sodass sich die Kinder untereinander vermehrt Hauen, Kratzen oder Beißen.
4. Emotionale Ursachen
Kleinkinder sind ihrer Meinung nach rechtmäßige Besitzer des Spielzeugs, das sie gerade in den Händen halten - unabhängig davon, wer es vorher hatte, mit in die Kita gebracht hat. Zuhause müssen sie ihr Spielzeug zunächst nicht teilen und das müssen sie in der Kita erst lernen. Andererseits lernen sie schnell, dass in der Kita alles für alle da ist und sind empört, wenn jemand etwas für sich beansprucht. Auch ihre Hirnentwicklung lässt es noch nicht zu, dass sie es ertragen können, Spielzeuge zu teilen. Erstmal ist alles “MEINS” und es ist für das Kleinkind sehr schwer zu verstehen, warum sie jetzt etwas abgeben sollen. Das Kleinkind ist noch dabei, seine Welt zu entdecken und zu erobern, moralisches Denken kommt erst später! Erst vor kurzem hat das Kleinkind entdeckt, dass es keine Symbiose mit Mama ist, sondern ein eigenständiger Mensch, ein “Ich”.
Die Fähigkeit, “sich in das Gegenüber hineinversetzen” (was möchte der oder die andere, wie fühlt sich die Person) kommt erst ab ca. 4 Jahren. Es ist also ziemlich unangemessen von einem Kind im Alter von 1-3 Jahren zu verlangen, zu teilen. Es versteht die Welt nicht mehr und wird ihm von einem anderen Kind ein Spielzeug weggenommen, ist es für das Kind eine existenzielle Bedrohung. Es weint, ist traurig, manche Kinder brüllen und ja - manche Kinder hauen, kratzen oder beißen dann.
5. Ausdruck von Emotionen
Der letzte wesentliche Grund für Hauen, Kratzen und Beißen, ist der Ausdruck von Emotionen. Dies können Ängste sein, Frustration, das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit oder auch überschießende Freude. Es gibt tatsächlich Kinder, die sind vor Freude und Aufregung so erregt, dass sie nicht wissen, wohin mit den Gefühlen und plötzlich zubeißen.
Bestandteil eines Lernprozesses
Wenn Du diese Hintergründe berücksichtigst, dann wird Dir deutlich, dass sich dein Kind mitten in einem Lernprozess zum Umgang mit Emotionen befindet. Und das braucht Zeit. Genauso wie sich dein Kind beim Laufen oder Sprechen ausprobiert und vortastet, so ist es auch beim Umgang mit den eigenen Emotionen und Konflikten.
Für das Erlernen von Konfliktlösungen wird Kindern oft weniger Zeit eingeräumt, als für das Laufen oder Sprechen lernen.
Für Dich als Bezugsperson bedeutet dies, dass Du, wie bei anderen Lernprozessen auch, Dein Kind begleiten und unterstützen sowie richtige Alternativen aufzeigen solltest.
Nächste Woche erfährst du 5 konkrete Tipps, wie du Hauen, Kratzen, Beißen begleiten kannst!
Deine Annika
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