Juni 4, 2020

#Blackouttuesday – Warum der Kampf gegen Rassismus eine alltägliche Aufgabe ist

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In den USA bricht aktuell die historisch gewachsene Wunde des Rassismus speziell gegenüber Schwarzen für die ganze Welt sichtbar wieder auf. Überall auf der Welt gibt es Solidaritätsbekundungen mit den Demonstrierenden. Ein sichtbares Zeichen, dass sicher auch Dir schon begegnet ist, ist die von vielen auf Instagram gepostete schwarze Kachel mit Hashtags wie #blackouttuesday. Auch ich habe mich hier aus Überzeugung beteiligt. Es fühlt sich für mich jedoch seltsam an, eine schwarze Kachel zu posten und nun wieder zu den „alltäglichen“ Themen überzugehen.

Als stellvertretende Kita-Leitung fühle ich mich dafür verantwortlich, alles dafür zu tun, dass in meinem kleinen Einflussbereich das Thema Rassismus keinen Nährboden findet. Daher möchte ich euch einen kleinen Einblick in meine Gedanken dazu geben.

„Es geht darum, sich der existierenden Vorurteile bewusst zu werden, ihre Funktion und Wirkung zu verstehen. Wenn man danach weniger Vorurteile hat – umso besser.“ (Wagner et al 2006, 17).

In welchem Spannungsfeld bewege ich mich also in einer inklusiven Einrichtung? Wir haben tagtäglich mit vielen verschiedenen Menschen unterschiedlichen Alters, Geschlechts, unterschiedlicher Herkunft und mit Behinderungen zu tun.

Eine „Kita ist kein Schonraum, sondern ein Ausschnitt gesellschaftlicher Wirklichkeit. Gesellschaftliche Verhältnisse bilden sich in der Kita ab: Ungleichheit, Privilegien, Benachteiligungen, Diskriminierung, Einseitigkeiten. Um die Situation von Familien und Kindern zu verstehen, müssen Leiter_innen um diese Verhältnisse wissen." (Quelle)

In den 5 Standards für Inklusion (Kersten Reich, 2014) steht an erster Stelle die "ethnokulturelle Gerechtigkeit ausüben und Antirassismus stärken".

Inklusion ist unser Leitbild, ein Prozess und wir sind stets auf dem Weg dorthin. Das bedeutet, dass wir uns selbst reflektieren müssen, wo stehen wir gerade, was haben wir für eine Wirkung auf andere Menschen und welche Kultur möchten wir miteinander leben?

Ich muss mir meiner eigenen Vorurteile bewusst sein, mich mit meiner pädagogischen Grundhaltung auseinandersetzen und mich und alle, die mich umgeben, immer wieder zur Selbstreflexion anregen.

Ich möchte, dass wir Vielfalt als Ressource wahrnehmen. Doch gleichzeitig muss ich beachten, dass die Vielfalt in einer Einrichtung ebenfalls Ursache für Ausgrenzung und Aussonderung sein kann und daher besonders in den Blick genommen werden muss.

Wir müssen uns immer wieder fragen: Wie müssen wir oder die jeweilige Einrichtung sich verändern, um Familien mit ihren individuellen Bedürfnissen und ihrer biografischen Herkunftsgeschichte gerecht zu werden?

Gibt es versteckte institutionelle Botschaften? Institutionelle Diskriminierungen? Wer hat welche Positionen inne? Gibt es unter den Mitarbeiter_Innen eine Vielfalt? Welche Botschaft hinter einer institutionellen Struktur ist für Kinder ersichtlich? (Typische Einseitigkeit: Ethnische Zugehörigkeit von z.B. Reinigungskräften)

Wenn ich mich selbstkritisch reflektiere, stelle ich fest, dass ich durch die Zugehörigkeit zu verschiedenen Kategorien (z.B. Hautfarbe, Gesundheit, Familienstand, ethnische Herkunft, Zugang zu Bildung,…)  eine privilegierte, machtvolle Position habe (Selbstreflexion mittels "Power Flower").

Daher muss ich mir meiner Macht kritisch bewusst werden. Und mich dann fragen: An welcher Stelle kann ich diese konstruktiv und verantwortungsvoll einsetzen? Als Kita-Leitung möchte ich z.B. dazu beitragen, dass sich in unserer Einrichtung alle willkommen fühlen, dass bürokratische, komplizierte Strukturen keine Hindernisse sind (z.B. bei der Platzvergabe) und dass sich Erzieher_Innen vorurteilsbewusst auch immer wieder selbst hinterfragen.

Ich muss achtsam sein gegenüber ungleichen Machtverhältnissen z.B. mit Familien aus anderen ethnischen Kontexten. Vorsicht vor z.B. Verwendung von zu einfacher Sprache, weil man aufgrund eigener Vorurteile und Fehlinterpretation der äußerlichen Erscheinung des Gegenübers davon ausgeht, dass die Person die von mir verwendete Sprache nicht versteht. 

Ich möchte, dass wir uns gegenseitig unterstützen. Ich möchte lernen von anderen Menschen, die andere (biografische) Erfahrungen und andere Wissensschätze in sich tragen.

Du als Elternteil fragst Dich vielleicht, wie können wir mit Kindern über Vielfalt und Unterschiede ins Gespräch kommen? Was wünsche ich mir für mein Kind? Wie soll es aufwachsen und wie kann ich Vorbild sein? Manchmal stellen Kinder auch Fragen zu Unterschieden, die sie wahrnehmen und manchmal überfordern uns die Antworten dazu.

Hilfreiches Material findest Du z.B. unter folgenden Links:

Insgesamt steht fest, dass es nicht ausreicht bei einem lauten Knall wie jetzt in den USA ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Die Bewusstmachung von Vorurteilen ist eine dauerhafte und alltägliche Aufgabe und fängt bei uns selbst an. Wir können vieles tun: Uns weiterbilden, demonstrieren, spenden, … Dies unseren Kleinsten von Anfang an zu vermitteln ist mir wichtig.

Wie gehst du mit deinem Kind in den Austausch zu Vorurteilen? Schreibe mir hierzu gern oder kommentiere diesen Blogbeitrag.

Deine Annika

Know-Wow

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Hi, ich bin Annika, Expertin für frühkindliche Entwicklung und Spezialistin für die Beratung von Familien. Ich zeige dir, wie du dein Kind friedlich und bedürfnisorientiert durch die Autonomieentwicklung ("Trotzphase") begleitest.

Bedürfnisorientiert. Selbstbestimmt. Ganzheitlich.

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